Lotte Bromberg

wurde im Frühling 1968 als Nachfahrin ostpreußischer Bauern und hanseatischer Kaffeehändler geboren. Sie buddelte sich durch Sand und Dreck, lernte sprechen und lesen, flitzte über Höfe und sah aus Dachluken auf ihre Stadt.

Machte Großes Latinum, Diplom und Magister, betreute Obdachlose und geistig Behinderte. Servierte Holzfällersteaks im Harz, rührte in korsischen Großküchentöpfen, bastelte an Berliner Fließbändern Trüffel, rauchte Gauloises und verpaßte die letzte U-Bahn. Hielt Freunde im Arm, verlor sie an alberne Moden, schreckliche Krankheiten und grausame Drogen.

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Durchlebte funkelnde Berliner Nächte, ließ sich von Paris den Atem nehmen, köchelte in Athens Hitze, zählte Ratten und Fixer in Amsterdam, strich durch baufällige Petersburger Wohnungen, bestaunte Kunst und Kitsch, trank zu viel Wodka, sang russische Lieder, kotzte in russische Klos, saß an der Seine, der Newa, Spree, Havel, Elbe, Nord- und Ostsee und las.

Genoß Finsternis, Stille und Sternenregen, kämpfte sich durch Schneestürme, durchwanderte Täler, horchte, schnupperte und sah hin. Fand Beruf, Gefährten und zurück nach Berlin. Eines Nachts saß Jakob an ihrem Bett, senkte seinen Blick in die staubigsten Winkel ihrer Seele, schickte Träume von einer Frau, die Boote restaurierte und verschwand hinter dem Mond. Tags drauf polterte Oskar durchs Treppenhaus, Hannas Kittel wehte um die Ecke.

Sie hörte den Stimmen zu und hielt nach Psychiatern in der Umgebung Ausschau, vorsichtshalber. Ein paar Monate später weckten ihre Besucher sie sonntags um fünf in der Früh, zerrten sie an den Schreibtisch, legten Papier und Stift zurecht und Lotte Bromberg schrieb auf, was sie ihr erzählten.