Verlag

Memel

Abseits europäischer Bühnen liegt die Memel. Sie entspringt in Weißrussland, mündet in das Kurische Haff und verliert sich in der Ostsee. An ihren Ufern leben Litauer, Weißrussen, Russen und Polen. Fünf Namen trägt sie, so viele wie kein anderer Strom der Welt. Memel nannte man sie in untergegangenen Zeiten, als sie auch Deutschen Heimat war und das Memelland umschloß, den mythenumrankten östlichen Sehnsuchtsort.

Dieser grenzüberwindende, zutiefst europäische Strom hat in einmaliger Vielfalt Kulturen vermischt und Sprachen verbunden. In seiner wandelvollen Geschichte transportierte er Waren, Eisberge, Lieder und Geschichten.

Heute ist die Memel ein vergessener Ort von nachlässiger Schönheit, schicksalsbeladen und einer der unbekanntesten Ströme Europas, ein Dornröschen hinter Levkojen mit Schwielen und Zahnlücke.

Berlin

Niemand vergißt Berlin. Und doch – diese provisorische Metropole, die Vordereingänge mißachtet, sich in Hinterhöfen räkelt und ihr Herz an leergefegte Flughäfen verschenkt, bewahrt etwas Verschlafenes, beharrt auf dem Virus der östlichen Melancholie.

Andere Städte haben die muskulösere Wirtschaft, verschnörkeltere Häuser, die blankere Geschichte. Berlin ist zu laut, hat Dreck unter den Fingernägeln und Sand in den Ohren, aber keine Stadt auf der ganzen Welt zerrt einem das Herz so aus den Angeln, wenn man ihr einmal verfallen ist.

Auch Berlin atmet Kulturen, Sprachen und Menschen ein, um daraus den verrücktesten Flußlauf der Welt zu bilden: schmuddelig und glitzernd, eilig und stoisch, kraftstrotzend und sich verlierend.

Krimi

Die Bücher des Memel Verlages verbinden die Memel und Berlin. In ihnen ist die Metropole Schauplatz und Thema, die Natur machtvoller Hintergrund.

Der Memel Verlag begeistert sich für Krimis, die mehr bieten als flüchtige Spannung und mörderisches Kreuzworträtsel. Krimis, die wie die Memel sind: unterschätzt und struppig, abseits der großen Literatur und lässiger als sie. Archaisch wie die Memel, sprudelnd vor Einflüsterungen, vollgestopft mit Geschichten und Schicksalen, unterworfen glühenden Sommern und sibirisch klirrenden Wintern.

Krimis, die noch dazu wie Berlin sind: bunt, verrückt und schräg, schluffig und größenwahnsinnig, magisch und realistisch, jede Grenze überschreitend, berauschend und lebensprall – mit beiden Beinen im Strom der Menschen, umbraust von zerrenden Winden, den Kopf in den Sternen.

Diese Berlinkrimis kosten alles aus. In ihnen wird auf voller Bühne gerempelt, gelacht und geweint, geschworen und gelogen, geliebt, gehaßt, gemordet und vertuscht, begraben und betrauert. Berlinkrimis, die den Sound von Berlin mit der Stimme der Memel vereinen: rotzig und poetisch, großmäulig und sanft, auftrumpfend und gelassen strömend.